Meine Herde umfasst ungefähr hundertfünfzig Tiere, je nachdem, wo wir uns gerade zwischen Lammzeit und Schlachtzeit befinden. Es gibt ab dem Herbst drei Gruppen in meiner kleinen Schäferei. Die Muttertiere, die dann alsbald tragend sind, dann die kleinen Mädchen, die noch wachsen müssen, bevor sie zu Muttertieren werden dürfen und solange von ein paar wenigen Gnadenbrot-Omas begleitet werden und die Bocklämmer, die ab der Geschlechtsreife in einer eigenen kleinen Gruppe gehalten werden. Über den Frühling und Sommer, wenn es keine Bocklämmer mehr gibt und die neuen Lämmer noch ganz klein sind, da ist es eine große bunte Herde aus Moorschnucken, Gotlandschafen und Kreuzungen beider, sowie einem nostalgischen Rest aus Milchschaf – aus der Anfangszeit des Hofes hier. Die drei großen Böcke lungern derzeit dann in ihrer Boygroup zusammen rum und knobeln aus, wer im Herbst wohl zu den Damen darf.
Aber auch wir wandern. Und zwar im Jahreslauf über die Weideflächen unseres kleinbäuerlichen Hofes, wo die Schafe für eine ordentliche Weidepflege sorgen und kleine Ecken des Hofes, die zu verbuschen drohen, wieder frei grasen und knabbern. Landschaftspflege in klein. Wir wandern von Fläche zu Fläche, damit „frische Weide“ auch immer eine frische Weide bedeutet. Manchmal kommen wir dabei an den Kolleginnen vorbei – den drei Zwergziegen, die bei meinen Hühnern leben, um diese vor dem Habicht zu verteidigen. Im Herbst hüte ich meine „Mähdels“ gerne mal entlang der unzähligen Hecken des Hofes, weil sich in diesen auch etliche Eichen befinden und ihre schmackhaften Früchte fallen lassen, die von den Mähdels dann begierig geknackt werden. Oder auf ein paar Lupinenfeldstückchen, Gründüngung oder abgeernteten Kohlbeeten der Gärtnerei des Hofes. So können die Mähdels das tun, was man mit Schafen schon immer gerne getan hat. Abgeerntete Felder nachweiden, wobei die Schafe das verwerten, was der Mensch nicht mehr nutzen kann. Dabei erzeugen wir Lammfleisch, Schaffelle und Wolle. Vielmehr, die Mähdels tun das. Ich sehe nur zu, dass sie rundum glücklich und zufrieden sein können.